Montag, 3. Oktober 2011

...





Keine 20 Schritte stand ich von seinem Haus entfernt.
In Wirklichkeit lagen aber Welten zwischen mir und ihm. Galaxien.
Von gestern auf Heute ist Jan plötzlich in eine Rakete gestiegen und zum nächstbesten Planeten geflogen, so dass ich ihn nicht mehr erreichen kann.
Er ist so weit weg.
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Ich hatte schon so lange nicht mehr wegen einem Mann geweint.
Nachdem er mich schon fast aus seinem Wagen rausgeschmissen hat, nahm ich diese indirekte Verabschiedung auf, verabschiedete mich nicht wie gewohnt von ihm mit einer Umarmung, sondern öffnete die Tür, ging wortlos hinaus und knallte sie, so laut es ging wieder zu.
Ich hatte so sehr gehofft, dass er nun aus seinem Wagen steigen würde, egal ob es nun aus dem Grund war, dass ich seine Autotür so zugeschmettert habe, oder weil er merkte, dass ich wirklich traurig war.
Er wendete und fuhr weg.
Ich öffnete die Haustür und schloss sie so schnell es nur ging wieder hinter mir zu.

Ich fing an zu weinen.

Ich weinte lange, ich dachte, ich wäre stark genug um dieses elende Gefühl zu unterdrücken, aber es wollte raus.
Lange lag ich auf meinem Bett und schluchzte alleine. Nur mein Kater leistete mir Gesellschaft. Es ist für mich immer noch ein Rätsel, wie mein Kater verstehen kann, dass ich traurig bin, denn jedes Mal, wenn ich weine kommt er zu mir und legt sich neben mich.
Auch an jenem Tag legte er sich neben meinen Schoss und schnurrte, als würde er mich aufmuntern wollen.
Ich setzte mich an den Laptop und begann eine lange Nachricht an Jan zu schreiben.
Wie weh er mir doch tat mit seinem abweisenden und ignoranten Verhalten.

Was habe ich dir bloß angetan, dass du mir das antust? Bitte, sag es mir, ich würde alles tun, damit ich meinen alten Jan zurück bekomme. Er fehlt mir so sehr.

Die Nachricht löschte ich, bevor ich auf Absenden drücken konnte.
Was sollte es ihm oder mir nutzen, wenn ich die Verzweifelte spielte, die, die völlig am Ende ist? Als ob er dann aufhören würde mir die kalte Schulter zu zeigen, damit gebe ich ihm doch noch mehr Status.
Egal, was ich nun sagte oder tat, dieser Eisbrocken würde nicht schmelzen. Nicht meinetwegen.

***

Ich schlafe seit Tagen schlecht. Ich träume merkwürdige, verworrende Dinge und wache mit Schmerzen am Nacken auf. Der Morgen sollte sich eigentlich gut anfühlen, aber sobald ich die Augen aufreiße, beginnen wieder andere Schmerzen.
Ich fühle mich leer, seit ich mir einrede, dass es das nun war. Unsere Freundschaft ist hin.
Ich schreie innerlich, ich schreie die ganze Nacht, ich schreie seinen Namen, Schreie Warum?, und bekomme von der stillen Nacht keine Antwort.
Ich habe das Gefühl, dass ich vor mich hin vegetiere, Resignation war nie meine Stärke.
Ja, tief im Inneren weiß ich, dass Jan ein Arsch Idiot, Bastard Wesen mit Gefühlsproblemen ist. Aber.. es war doch vor 6 Tagen alles gut. Es sind nur labbrige 6 Tage vergangen, in denen sich die Erde plötzlich in die andere Richtung gedreht hat.


Wo bist du Jan?
Wo ist der, der mir noch am Abend Gesellschaft geleistet hat, an dem ich so alleine war? Der, der mir extra Kuchen vorbei gebracht hat.
Ich vermisse ihn so sehr.
Bitte gib ihn wieder her.
Bitte.

Samstag, 1. Oktober 2011

We're swimming in silence...

What words should we use
To say how we feel
We're both afraid to lose
Something real

So just hold me now
Don't look for words
Just hold me now
I am sure it won´t hurt
More than these feelings
Crashing around me
More than the thougt
That you're gone

So just hold me now
I'm lost on this silent
Just hold me now
We're swimming in silence
Why are there feelings?
And what am I trying to hide?
This mirror never lies



Innerer Monolog 2 - oder Die Nachricht, die nie abgeschickt wurde.

Jan

Ich habe lange überlegt ob ich dir (wieder und immer wieder) schreiben soll.
Was ist passiert? Habe ich dir irgendwas angetan? Wenn ja, dann sag es mir, bitte. Ich verstehe nicht, wieso du auf einmal so ... ausgewechselt bist. Ich hatte mich so sehr gefreut dich zu sehen und... die Freude ist mir glatt vergangen, als ich deinen Gesichtsausdruck gesehen habe.
Nerve ich? Findest du, dass ich mich schon zu sehr in dein feines Leben eingemischt habe?
Ehrlich gesagt weiß ich nicht ob ich später komme, aber das interessiert dich sowieso nicht. Nachdem ich die Tür aufgesperrt habe, habe ich mich erst mal ausgeheult. Unglaublich, dass ich für so einen Typen wie dich weinen kann.
Du hast keine Ahnung, wie man Menschen zeigt, dass man sie schätzt, richtig?
Ich könnte dich dafür hassen, dass du all meine Bemühungen so zunichte machst.
Wo ist der Jan vom Sonntag? Es sind 6 TAGE vergangen, nur 6 scheiß Tage und du benimmst dich wie ein Stein. Wie ...kann man nur so kalt sein..ich begreif das nicht.
Wenn du mich nicht mehr sehen willst, geschweige denn Kontakt zu mir haben willst, dann ...gut.
Du musst mich nie wieder am Samstag abholen. Ich nehme den Bus.
Du bist zu überhaupt nichts verpflichtet.
Ich möchte dich nur um eins bitte, ein letztes Mal:
Werd deinem Namen gerecht und sei Ehrlich.
Meine Güte, wenn dich irgendetwas stört, dann sags mir einfach, anstatt mich so zu behandeln.
Wenn ich dir als Mensch noch irgendwas bedeute, dann ...Zeig es auch. Wenn du wüsstest....egal.
Weißt du, ich hatte mich so sehr auf Dienstag gefreut ... und war tot traurig, als du abgesagt hattest. Klar Schule geht vor, aber du hattest mir nicht abgesagt. Stell dir vor, ich wäre davon ausgegangen, dass wir uns treffen würden, ... ich hätte stunden an der Johanniskirche gewartet?!? Du fandest es wohl noch nicht mal notwendig mir zu sagen, dass das Training bei euch ausgefallen ist, wie ich es von Thi erfahren habe. Und ich Trottel wollte ernsthaft um halb 8 an der Joki warten.
Ich hoffe für dich, dass sich diese 'Phase' wieder legt. Du musst schon blind sein, wenn du nicht siehst, wie wichtig du mir geworden bist. Es gibt kaum eine andere Person die ich sooo oft anrufe, nur um zu fragen, wie es demjenigen geht, wenn du jetzt also glaubst, dass mir nichts an dir liegt, hast du dich geirrt...
Und ich würde dich so gerne hassen, aber noch nicht mal das kann ich. Stattdessen sitze ich, heulend, hier am Laptop, um jemandem nachzutrauern, der mir keinesfalls zeigt, dass ich... einen Wert in seinem Leben besitze.. Warum laufe ich nur solchen Typen über den Weg?
Ich dachte du wärst anders, Jan. Aber vielleicht habe ich dich nur idealisiert... Du bist fast perfekt, dachte ich.
Du erinnerst dich bestimmt noch daran, dass man mich sehr leicht enttäuschen kann. Und ich bin zutiefst enttäuscht, dass ich so viel Kraft und Zeit für dich verbraucht habe... Weil ich gedacht habe, du wärst es wert.
Ich weiß nicht, warum es so weh tut, wenn du mich ignorierst. Es sollte mich nicht mal kratzen, wenn du kalt zu mir bist, aber es tut es.
Tief im Inneren weiß ich, dass du ein Arsch bist, ein gewaltiger, und trotzdem freue ich mich jedes verdammte Mal dich zu sehen und zu umarmen.

Nun kannst du dich ja freuen, dass wir uns zwei Wochen nicht mehr sehen. Wir müssen uns nie wieder sehen.. ich weiß noch nicht mal, ob ich es Schaffe, dich nochmal zu sehen. DU kannst doch tun und lassen was du willst, du kannst mich weiterhin 'unbewusst' verletzten.. Ich versuche mich von dir zu lösen und das hat sich das Problem aufgelöst.
Ich bin.. gerade etwas durcheinander, immer noch durcheinander, weil ich einfach nicht weiß, warum mir das alles so viel ausmacht.
Wieso bist du nur so blind?? wieso siehst du nicht, dass ... ich dich liebe? Vollkommen liebe für deinen Charakter, der sich plötzlich von gestern auf heute verändert hat?

Vielleicht hatten sie doch recht, als sie mich vor dir warnten.
Vielleicht hätte ich auf sie hören sollen, als sie sagten, dass du mir nicht gut tust.
Trotzdem war ich die treue Freundin..

Sei dir einfach nur bewusst, dass du mir weh tust. Wenn du das beabsichtigst, dann waren wir in den letzten Monaten Freunde.
Ein 'Tut mir Leid' erwarte ich schon lange nicht mehr.

Mach's gut.



Ich wünschte ich hätte den Mumm ihm das zu sagen.
Das kann ich aber nicht.

Freitag, 30. September 2011

Innerer Monolog 1

Ich habe Jan doch noch angerufen. Ein Freund von ihm fragte mich, wie es ihm denn ginge, so, als wäre ich die einzige Person, die alles über Jan wüsste, und dann habe ich es nicht mehr ausgehalten.
Ich lief zum Telefon und drückte mit leicht zittrigen Händen seine Nummer. Mit jedem Tuuuu~t schlägt mein Puls schneller, und ich kann es kaum erwarten seine Stimme zu hören.

Hallo?
-Guten Abend Jan.
Wer ist dran?
-Ich.
Ach, hallo.
-Ich wollte wissen, wie es dir geht, du hast dich die ganze Woche nicht einmal gemeldet.
Ich hatte zwei Klausuren und habe nebenbei ein Spiel gezockt.
-Ah.. dann geht es dir gut. Ich hatte mir Sorgen gemacht...
Ah... cool.
-Dann möchte ich dich auch nicht weiter aufhlalten vom Spielen.
Ja, Tschüß.

Ich breche innerlich zusammen, als ich den Hörer auflegte.
Lange saß ich neben dem Telefon und wusste nicht, ob ich weinen oder schreien wollte.
So abweisend war er noch nie und ich habe mich noch nie so unnütz gefühlt, wie in jenem Moment.
Es kam kein Danke, dass du angerufen hast., kein Du hast mir gefehlt., kein Tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet habe.

Nichts kam, gar nichts.
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Ich kann nicht mehr.
Irgendwie fällt mir das atmen schwer... es tut weh.
Was habe ich dir getan? Ich habe dir zwei Nachrichten geschrieben und heute angerufen. Nie hast du mir das Gefühl gegeben, dass du das alles wirklich wertschätzt. Bin ich lästig geworden?
Vielleicht sollte ich damit aufhören, mich in dein Leben reinzudrängen.
Ehrlich gesagt habe ich so sehr gehofft, dass du wenigstens auf meine SMS antwortest. Aber NEIN, Sowas tun Gentlemen, wie du ja nicht.
Wieso fragst du nicht, wie es mir geht? Ob es mir nach deinem Besuch am Sonntagabend besser geht? Ob ich nachts ruhig schlafen kann?

Donnerstag, 29. September 2011

Urlaub

Endlich zwei Wochen Urlaub. Das habe ich mir wirklich verdient...
Ich hoffe, dass ich in dieser Zeit wirklich mal abschalten kann. Mein Kopf ist voll mit unnützen Dingen... und ich müsste mal beginnen, da das Wichtigste auszusortieren.
Die Sache mit Jan lässt mich natürlich immer noch nicht in Ruhe. Ich mache mir nach wie vor Sorgen um ihn. Er hat heute seine letzte Klausur geschrieben und ich musste mich wirklich zurückhalten um ihm KEINE Viel Glück! Nachricht zu schreiben. Ich habe mich in Ketten legen müssen um ihm nicht mehr zu schreiben. Geschafft.
Ich würde so gerne seine Stimme hören und wissen, wie es ihm gerade geht. Ob er immer noch down ist, ob er gute Laune hat, ob er seine Klausur verhauen hat.
Ich werde aber nicht anrufen, selbst wenn ich es kaum noch aushalte. Die Zeit sollte ich ihm geben, bis er sich wieder gefunden hat.
Außerdem lassen mich seine Anschuldigungen immer noch nicht kalt. Ich bin immer noch fast enttäuscht, dass er glaubt, dass ich bereit wäre, Menschen zu ersetzen, wenn sie wie Geräte alt werden.
Ich bin ein wenig wütend aber immer noch fürsorglich. Wie paradox.
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Mir ist in den letzten Tagen wieder etwas in den Kopf geschossen, von dem ich gedacht hätte, dass ich nie wieder daran denken würde.
Es gab mal eine Zeit, da hatte ich Suizidgedanken.
Aber, nein, keine Sorge, ich wollte nicht sterben, um des Todes willen. Klar hatte ich zu der Zeit ernsthafte Probleme und mir ging es alles andere als gut.
Mir ging es eher darum zu sehen, welche Folgen meinTod gehabt hätte.
Schon oft hatte ich meine Freundschaft zu anderen hinterfragt und daran gezweifelt, dass sie genauso für mich da wären, wenn ich es bräuchte, wie ich es immer war.
Würde es ihnen viel ausmachen, wenn ich nicht mehr da wäre?
Wären sie wirklich traurig? Würde etwas essentielles in ihrem Leben fehlen? Würde es überhaupt auffallen, wenn ich nicht mehr existiere?
Wem kannst du eigentlich noch vetrauen?

Mit sowas habe ich mich Jahre gequält und bin zum Entschluss gekommen, dass sie niemals so sehr für mich da wären, wie ich für sie es mal war. Sie würden es anders zeigen und äußern, aber nie so wie ich. Denn jeder drückt Freundschaft und die Wertschätzung des Gegenübers anders aus.

Ich habe bis jetzt auch noch nicht wirklich jemanden gefunden, bei dem ich das Gefühl habe, dass er sich um meinen Kontakt bemüht. Wirklich bemüht. Gut, da war mein ehemals bester Freund, der jetzt mein fester Freund geworden ist.
Ich hätte aber wirklich gerne einen Freund, der sich einfach mal meldet, wenn ich es am meisten brauche und am wenigsten erwarte.
Und das noch auf Dauer. Ein Freund auf Lebensdauer.
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Ich habe den Kuchen doch gegessen.
Er stand so alleine im Kühlschrank und da ich sowieso noch nichts zum Frühstück hatte, nahm ich den Teller heraus und verspeiste das Stück mit merkwürdigen Hintergedanken.

Wenn ich jetzt in dieses Stück reinbeiße, denkst du dann an mich?
Hast du vielleicht den Kuchen vergiftet? Falle ich gleich tot vom Stuhl?
Bereust du es, dass du mir den Kuchen vorbei gebracht hast?
Würdest du jetzt auch gerne Kuchen haben?
Wünschst du dir auch, dass genau in diesem Moment jemand klingelt und dir Kuchen hereinbringt?
Wenn ich jetzt dieses letzte Stück essen werde, wirst du dann nie wieder kommen?


Meine Gedankengänge.
Jetzt brauche ich Urlaub.



Mittwoch, 28. September 2011

Der Kuchen ist eine Lüge!

Zu früh gefreut, du Trottel. Ja genau DU. Hattest dich sooo sehr auf Dienstag gefreut und nicht einmal daran gezweifelt, dass es nie so perfekt sein kann. Nie.
Eigentlich hast du es doch schon kommen sehen.


Jan sagt ab, denkt sich so ein bescheurte, blöde Ausrede aus, die er mir nicht schon vorher mitteilen konnte, sondern erst auf mein Drängen und Fragen. Eigentlich war es doch klar! Dieser Arsch hat die Nase voll von mir. Und dieses Mal wirklich. Er fängt an unser Verhältnis zu hinterfragen, meinen Charakter zu hinterfragen.
Ich weiß nicht, was ich denken soll.
Seine unpersönliche, schon fast sachlich- nüchterene Nachricht tat so weh. Ich hab auf meiner Couch gesessen und immer wieder diese so kalten und emotionslosen Zeilen gelesen, in der Hoffnung, dass sich die Wörter vielleicht anders anordnen würden oder ein ganz anderer Text da steht.
Ich war wütend, verletzt, traurig, enttäuscht und frustriert auf einmal. Dennoch durfte ich mir das nicht anmerken lassen und so lächelte ich den ganzen Tag meiner Mutter entgegen, immer mit den Gedanken weit weg.
Das Schlimmste an dieser Sache ist, dass ich so gut wie immer an ihn denken muss. Obwohl ich ihn in diesen Momenten hassen will, kann ich es nicht, weil mir immer und immer wieder sein Lächeln und sein strahlendes Gesicht in den Sinn kommt. Wie er mich in den Arm nimmt und mir den Kuchen entgegen streckt.

Der Kuchen ist eine Lüge!

Zwei Stücke liegen noch im Kühlschrank. Ich will sie nicht essen, das würde mich irgendwie wieder an ihn erinnern... Es erinnert mich sowieso alles an ihn in diesem Raum.
Ich habe das Gefühl, dass die Stelle auf der Couch, auf der er letztens noch saß, immer noch warm ist. Ich lege mich auf diese Stelle und vergrabe mein Gesicht tief in das Kissen hintendran. Selbst an der Tür schaue ich immer wieder raus, als wäre er gerade erst hinausgegangen.

Ich fühle mich einfach nur leer. Ich fühle mich immer leer, wenn er mich alleine lässt.
Und eigentlich hätte ich das doch nicht nötig.
Jan ist unaufmerksam und kalt, abwesend, abweisend, unsensibel, unnahbar, verschlossen, zerbrechlich, schön.
Er hatte meinen Sonntagabend gerettet und zerstört.
Er tut mir gut und gleichzeitig weh.

Montag, 26. September 2011

Banane oder Apfel?

fragte mich Jan, als ich ihn anrief um zu erzählen, dass es mir gerade nicht sehr gut ginge. Bei uns wurde gestern Mittag eingebrochen, und meine Eltern stehen unter Schock. Ich saß verängstigt auf dem Sofa und rief sofort die Person an, an die ich als erstes dachte: Jan.

Wie geht es dir?
Naja, ich weiß es nicht... Ich habe Bauchschmerzen, aber es ist schon besser geworden.. Es ist ein wenig gruselig hier alleine in der Wohnung zu sitzen, nachdem was passiert ist...
Du bist alleine?
Ja, meine Eltern sind kurz weggefahren, sie mussten bei der Familie, bei der wir zum Essen eingeladen waren alles stehen und liegen lassen, weil sie ja plötzlich angerufen worden sind.
Ich komme vorbei. In 10 Minuten bin ich bei dir.
Jan.. du musst doch nicht vorbei kommen, ehrlich mir geht es gut. Und es ist schon so spät ( 20.30 Uhr). Mach dir nicht die Umstände
Doch, ich komme jetzt.
Ich weiß, dass ich dich mit meinen Worten nicht davon abhalten kann in den Wagen zu steigen.. aber du musst nicht kommen...Das hält dich nicht auf oder?
Nein, bis gleich.
Ach und noch was... Banane oder Apfel?


15 Minuten später klingelte jemand an meiner Tür. Da ich immer noch nicht sicher war, wer es sein könnte zögerte ich eine Weile die Tür auf zumachen. Natürlich war es Jan, der mir entgegen strahlte. Wahrscheinlich sah ich leicht verängstigt aus weswegen er einen bemitleidenes Ohhhh, meine Kleine... ausstieß und mich in die Arme nahm.
Er brachte mir Kuchen vorbei, was ich so süß von ihm fand und ihn gleich nochmal umarmte.
Es waren zwei Stücke Apfel- und zwei Stücke Käsekuchen.

Ist da in dem Käsekuchen Banane drin?
Nein, aber er ist gelb, deswegen Banane. (grinst)

Wir setzten uns auf das Sofa und redeten eine Weile.
Ich fing an von Verehren und Schwämereienzu reden. Ich wusste, dass es ein merkwürdiges Gesprächsthema ist und ein sehr... abrupter Wechsel. Aber da gab es eine Sache, die ich loswerden musste.
Wie bereits erwähnt, hat eine Freundin ja behauptet, dass Jan sich aufgrund der asiatischen Herkunft für ein Mädchen interessiert und nicht wegen tiefgründigeren Dingen.
Ich erzählte ihm (als Test) von einem Verehrer, den es wirklich gegeben hat, der sich auch nur aufgrund meines asiatischen Aussehens für mich interessiert hat.
Dieses Verhalten kritisierte ich sehr stark, was ich auch versucht habe in meiner Stimme und Tonlage zu verdeutlichen... in der Hoffnung, dass Jan sich vielleicht angesprochen fühlt, wenn dieses Gerücht stimmt.
Ich hoffe so sehr, dass Jan nicht so ist, wie sie behauptet hat.
Er zeigte eigentlich nur Zustimmung. Anscheinend fände er es auch icht toll, wenn man jemanden nur wegen Oberflächlichkeiten schätzt.

Ich genoss seine Anwesenheit. Es war allemal besser, als alleine auf der Couch vor sich hinzukauern.
Als ich bemerkte, dass es allmählich spät wurde, bat ich ihn zu gehen, am Besten noch bevor meine Eltern zurückkämen, denn sie mögen keinen nächtlichen Überraschungsbesuch.

Aber dann wärst du ja alleine.
Lieb von dir, aber ich glaube ich komme zurecht :)
Nein, ich bleibe noch, solange du alleine bist.
Du musst mich nicht beschützen. Es soll nicht so rüberkommen, dass ich dich rausschmeiße oder so, aber ich meine es nur gut .. für mich und für dich.
??
Ja.. meine Mutter mag keinen Überraschungsbesuch, schon gar nicht um die Uhrzeit, und nachdem was heute Mittag passiert ist wird sie es ersr recht hassen... Und wenn sie wollte, könnte sie mir den Umgang mit jeglichen Freunden verbieten.
????
Ja... Wenn sie der Meinung wäre, dass du mir nicht gut tust oder einen schlechten Einfluss auf mich hast, kann sie mir den Umgang mit dir verbieten. Das ist eine Respektsache.. ich wurde so erzogen. Wenn sie sagt, dass ich dich nicht mehr sehen darf, wrde ich den Kontakt zu dir abbrechen....
Jetzt echt?
(Ich nicke) Ja, sie könnte auch meine Beziehung zerstören.. was sie schon mal angedroht hat.
Ich habe ein wenig Angst vor asiatischen Müttern..
Du sollst dich jetzt nicht vor ihr fürchten... Sie meint es irgendwo ja nur gut..

Irgendwann stand er doch auf, weil er merkte, dass ich das alles sehr ernst meinte.
Er zog die Schuhe an und wir umarmten uns lange. Gefühlte 30 Sekunden (das ist lang). Immer wieder bedankte ich mich für seinen nächtlichen Besuch, um mich aufzumuntern und für den feinen Kuchen.
Ich führte ihn zur Tür hinaus und ich fragte ihn, wann wir uns - wie am Samstag schon ausgemacht worden war - am Dienstag treffen sollen.

Hm.. wie wäre es wenn du abends einfach mit mir ins Training gehst, und danach fahren wir zusammen zu mir nach Hause?
Ehm... naja ich war ja schon zweimal bei euch im Training... außerdem ist mein Bruderdieses Mal nicht da... dann würde es auf eure Crew so wirken, als sei ich nicht meinem Bruder zu Liebe gekommen.. sondern wegen... dir.
Ja und?
Naja, das... käme doch komisch rüber... Ich meine, dein Kollege fragt mich jetzt schon immer, wo mein Freund ist ...
Ich glaube es ist besser, wenn ich nicht mitkomme.
Aber warum?
Weil es einfach besser ist.
Egal, dann... treffen wir uns einfach um halb 8 an dieser Haltestelle, ich sitze in dem Bus und wir fahren zusammen zu mir.
Das ist in Ordnung.
Komm gut nach Hause.

[kurze Pause]
Was hast du heute eigentlich gemacht?
Ehm... wieso fragst du?
Du siehst so anders aus.
Und wie?
Besser.... falls das überhaupt noch möglich ist.
Ach... heißt das, ich sah vorher nicht gut aus.
Doch, aber deine Haare sehen heute toll aus. Was hast du mit ihnen gemacht?
Ich bin.. einfach nur stundenlang durch die Stadt gelaufen.
Solltest du öfter tun.

Was das Ende sollte, weiß ich selbst nicht.
Ich war jedenfalls sehr froh, dass er da war, und als er in der Dunkelheit verschwand fühlte ich mich irgendwie frei.

Ein Paar Minuten Später rief er mich an und kippte die seelige Stimmung.

Hey
Hey... es hat mich etwas nicht in Ruhe gelassen, seit ich losgefahren bin.
In was für einem Verhältnis stehen wir eigentlich zueinander?


Ich hatte auf einmal Angst, dass wir jetzt schon an diesem Punkt angekommen wären, an dem ich eine Entscheidung machen müsste.
Wenn ich diese Frage beantworten könnte, wäre ich doch selbst schon erleichtert oder... klarer.

-Ich... ehm.. du bist mein bester Freund und... ich schätze dich sehr.

Mehr brachte ich nicht heraus. Ich wusste nicht, was er erwartete oder.. was er fürchtete.
Meine Gefühle für ihn sind schwer zz beschreiben und ich bin mir bis heute nicht ganz sicher, was wir eigentlich sind. Das zu hinterfragen, traue ich mich nicht.

Ich fasse mal alles zusammen, was du mir eben erzählt hast:
1. Du stehst auf außergeöhnliche Typen
2. Du übst eine Anziehung auf eher.. schräge Typen aus.
3. Du stehst auf blaue Augen
4. Mit deinem Freund läuft es momentan.. gut?
5. Eure Beziehung ist eher platonisch.
Stimmt das?

Ja... seit ein paar Wochen platonisch. Aber es ist okay.
Was willst du von mir?
Es klang so, als wolltest du ein Firmware Update.
Ein was?
Naja, ein altes Gerät gegen ein Neues ersetzen.
WIE BITTE? Verstehe ich das richtig,... du empfiehlst mir Schluss zu machen?
Joa... klang halt so..
Wie... kannst du als mein Freund mir raten aus egoistischen Gründen Schluss zu machen???
Deinen oder meinen?
Aus DEINEN!
Was ...denkst du eigentlich von mir.. Glaubst du etwa, ich behandle Menschen wie Dinge, die ich einfach ersezte, wenn sie alt sind????



Habe ich mich so sehr in ihn getäuscht?

Samstag, 24. September 2011

...

Endlich Wochenende.
Diese Woche hat sich wirklich gezogen und ich bin froh, dass ich jetzt wieder zwei Tage für mich habe.
Ich sitze gerade auf dem Bett und höre entspannte Samstag-morgen Musik. Das Wetter ist herrlich, überall an den Wänden strahlt das gelb der Herbstsonne (jetzt offiziell) in kleinen, unregelmäßigen geometrischen Formen.
Ich bin heute alleine zu Hause und genieße die Stille.
Meine Eltern sind beide beruflich unterwegs und es ist ruhig in der Wohnung. Mir fehlen diese Tage sehr oft, Tage, an denen ich einfach ungestört nichts tun kann, ohne gleich gestört zu werden.

Gestern Abend war ich mit meinem Freund im Kino. Wir haben uns den neuen Woody Allen Film Midnight in Paris angesehen.
Absolut fantastisch, ich kann ihn nur weiterempfehlen, besonders für diejenigen, die Kunst und gute Literatur zu schätzen wissen.
Das 'Leitmotiv' des Films war die Verdrängung der eigenen Gegenwart und Flucht in die Vergangenheit. Gil, Protagonist, glaubte, er wäre in den Paris, der goldenen 20ern besser aufgehoben und reist durch einen nächtlichen Spaziergang in diese Zeit zurück.
Ich habe mich in der Hauptrolle manchmal wieder erkannt.
Ich halte gerne an der Vergangenheit fest und wünschte mir desöfteren, dass ich die Zeit zurückdrehen könnte um einiges ungeschehen zu machen.
Natürlich geht das nicht, und egal wie oft ich mich bemühe, jetzt alles richtig zu machen, damit ich es in ein paar Jahren nicht bereuen muss, es will einfach nicht funktionieren.
Es gibt schon Wörter, die ich sofort bereue, sobald sie mein Mundwerk verlassen.
So eine Zeitmaschine müsste es geben.

Auf dem nach Hause Weg rief wieder unerwartet Jan an.
Okay, ganz so unerwartet war es nicht.. Ich hatte damit gerechnet, dass er sich irgendwie noch vor dem Samstagmorgen melden würde, da er eigentlich schon fast versprochen hatte, etwas mit mir zu unternehmen.
Das war allerdings vor einer Woche und ehrlich gesagt war ich mir immer noch nicht hundert prozentig sicher, ob sich seine Laune jetzt wieder verändert hat oder nicht.
Schnell eine kurze Nachricht auf facebook (was machen wir nur ohne facebook?) und warten.
Warten und warten und warten und warten und warten und warten und warten und warten...

Natürlich hat er mir auf diese Nachricht - wie auf auf die letzten 5 - nicht geantwortet.
Eigentlich weiß er, dass ich es hasse, wenn man meine Nachrichten nicht wenigstens versucht zu beantworten.. und seine Ausrede, von wegen Du schreibst immer so tolle Texte, ich bekäme noch nicht einmal einen halb so guten hin zählt nicht. Die macht es allerhöchstens schlimmer.
Die Nachricht war am Donnerstagabend. Bis zum Samstag hätte er also Zeit gehabt um mal Bescheid zu geben.
Freitagnachts rief er an.
Er fragte mich, ob ich am Samstag etwas machen wollte.
Ja, ne, deswegen schreibe ich dir auch so viele Nachrichten. Klar, wieso nicht. Ich könnte aber nur ein paar Stunden am Mittag, weil ich nachmittags mit einer Freundin verabreder bin, die am nächsten Tag wegzieht.
Er sagt, dann habe es keinen Sinn, zu wenig Zeit und meine Freundin wäre wichtiger. Das die Freundin ist wichtiger, klang stark nach einer Behauptung, die sofort wiederlegt werden wollte.
Er wollte mit mir in einen Japanischen Garten fahren.
Nein, sage ich, das stimmt nicht, nur zieht sie weg und ich dachte die paar Stunden am Morgen/Mittag würden genügen.
Er könne nicht am Morgen, sagt er, da er zu seiner Großmutter fährt.
Ich bedauere das. (Ehrlich gesagt habe ich mich so gefreut ihn wieder zu sehen, weil er mir die Woche echt gefehlt hat)
Er beendet plötzlich das Gespräch mit den Worten : Ich bin depressiv.
Was?, frage ich ihn,
er sagt, ich habe ihn schon richtig verstanden. Ich frage ihn, was los sei, er meinte, er erzähle es mir später, ich verlange von ihm, dass er es sofort erzählt, er behauptet, er sei unterwegs mit Freunden, ich bin überrascht und lege auf, nachdem ich ihm noch einen schönen Abend wünsche.

Es tat schon fast weh, als ich ihm absagen musste. Wir wollte beide unbedingt in diesen japanischen Garten, aber ich konnte einfach nicht. Dieses Mal hatte meine Freundin und ihr letzter Tag hier Vorrang.
Das mit dem Garten hat noch Zeit, mehr bedauere ich, dass ich noch eine weitere Woche warten muss, bis ich ihn sehen kann.
Das allerschlimmste ist immer noch, dass ich weiß, dass es ihm schlecht geht und ich absolut nichts dagegen tun kann.
Ich würde ihn genau jetzt gerne aunrufen... aber so wie ich ihn kenne, schläft er noch und nach der Nacht gestern, wird er erst mal seinen Rausch ausschlafen wollen. Ihn jetzt zu wecken, wäre sicherlich lebensgefährlich, seine Laune wäre alles andere als toll.
Ich warte noch einen Stunde, dann rufe ich an. Hoffentlich ist er da nicht schon bei seiner Großmutter.

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Okay, der Tag ist nun rum, und er verlief ein wenig anders, als erwartet.
Ich rief Jan an und weckte ihn dennoch aus dem Schlaf, obwohl ich so lange gewartet hatte. Er klang ziemlich geschächt und todmüde... es verstärkte meine Sorge um ihn. Es klang auch so, als würde er nicht unbedingt mit jemanden, und vor allem nicht mit meiner Wenigkeit reden wollen.
Ich frage ihn also, was los sei, worauf er sofort antwortet, die gestrige Nacht sei der absolute Horror gewesen. Nie wieder würde er so etwas wiederholen.
Er war mit einigen Jungs in einem Club und hat sich, wie schon lange nicht mehr richtig betrunken.

Es ist etwas ganz schlimmes passiert.
Was denn?
Ich habe meinen Schwur gebrochen.
Welchen denn? ( Ich hatte schon langsam Panik, dass er irgendein Mädchen geschwängert hätte oder Sonstiges.)
Ich habe geraucht.
Ehm.. Okay. Was soll ich dazu sagen, Jan? Es ist deine Lunge.
Magst du Wasser?
Ehm.. da ich als Mensch zu mindestens 70 % aus Wasser bestehe: Ja. Wieso fragst du?
Naja, wenn du ja gesagt hättest, dann würdest du zu 80 % auf mich stehen, da ich zu 80% aus Wasser bestehe.
Ja ich mag Wasser.
(Lacht).)
Sicher, dass du nicht weiter schlafen möchtest? Du klingst wirklich sehr müde...
Aber dann müsste ich auflegen, und das will ich nicht.
Dein Schlaf ist wichtiger.
Ich will aber deine Stimme hören. Wenn du mich in den Schlaf singen könntest,...
Nein, auf gar keinen Fall.
Naja, ich wollte dich wirklich lassen, wenn du in einer Stunde noch vorbeikommen solltest.
Okay.
Dann wünsche ich dir guten Schlaf.
Danke.
Ich hoffe danach fühlst du dich besser.
Du kannst mir dabei helfen.
Und wie?
Indem du einfach da bist.
Ich bin immer für dich da.
Das ist soooooo süß.

Er wirkte auf einmal sehr zerbrechlich.
Als wäre irgendwas in ihm kaputt gegangen. Zudem sagte er immer, er leide wieder an einem Burnout-Syndrom. Ich kenne mich zwar nicht mit diesen Syndromen aus, aber ich glaube kaum, dass ein so junger Mann an so etwas leiden kann. Zumal Jan eigentlich sehr launisch ist. Eigentlich kommt es bei ihm nur auf die richtige Gesellschaft an. Mit einigen Menschen albert er den ganzen Tag herum, mit anderen ist er eher tiefgründig und wehmütig und mit nächsten widerum ist er ernst.
Als ich seine schwache und leise Stimme hörte, wollte ich nur noch zu ihm. Es schmerzte mich, zu wissen, dass es ihm alles andere als gut ging.
Seine Bitte, mich heute noch zu sehen lang wirklich verzweifelt... ich konnte jedoch unmöglich gehen, als schlug ich ihm vor einfach kurz bei mir vorbeizukommen, damit wir ein wenig reden könnten.
Er meinte jedoch, er könnte kein Auto fahren, da er noch nicht den ganzen Alkohol abgebaut hat. Nicht genug Schlaf. Sowas spürt man.
Trotzdem würde er es versuchen.

Nach einer Stunde rief er mich an.
Er würde es nicht schaffen, trotz dieser Stunde Schlaf sei er immer noch nicht ganz nüchtern.

Was machst du noch heute Abend?
Naja, wie gesagt bin ich bei dieser Freundin.. danach gehe ich wieder nach Hause.
Hast du danach noch Zeit?
Ehm, kommt drauf an, für was?
Ich will dich einfach sehen. Aber dann ist es schon zu spät oder?
Ja... wäre es.
Ich vermisse dich, aber.. wenn es nicht geht, dann gehts nicht.
Hm.

Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass ich noch ungefähr zwei Stunden Zeit habe, bis ich die Freundin treffe.

Wenn du nicht zu mir kommen kannst, dann komme ich eben zu dir.
Wie jetzt?
Ich komme einfach zu dir.
Aber der Weg... du musst dir doch keine Umstände machen.
Achwas, das mache ich doch gerne.. Ich schaue mal nach Bussen...
Okay, das ist so lieb von dir. Bis gleich.
Bis dann.


Ich steige in den nächsten Bus und fahre also zu ihm. Bei ihm angekommen treffe ich auf seine Mutter, die auf der Terasse sitzt und Jans kleinem Halbbruder.
Sie ist sichtlich überrascht aber lächelt mich an, als würde sie sich freuen mich nach einiger Zeit wieder zu sehen.
Ich führe ein kleines Gespräch mit ihr und fasse die kleinen Händchen des Babys an.
Schließlich überquere ich den Garten um zu Jans Haus zu kommen.

Als ich die Tür aufmachte, sah ich ihn bereits mit seinem Pyjama auf dem Bürostuhl sitzen. Er war nicht gestylt - ich sah ihn zum ersten Mal ungegelt - und lächelte mir entgegen. Ich drückte ihn zur Begrüßung und er wollte mich gar nicht mehr loslassen.
Danke, dass du gekommen bist, wirklich, das ist so lieb von dir.
Klar, mache ich doch gerne.
Du bist die Beste. Das tut so gut.

Er war schon süß, so anhänglich er war. Ich setzte mich auf seine Couch und wartete, bis er seinen Computer herunterfuhr. Er setzte sich anschließend neben mich und streckt sich so aus, dass er schließlich wieder lag. die Trägheit lag ihm aufs Gesicht geschrieben. Er legte sich auf meinen Schoß und wir sprachen über den vergangenen Abend.
Er hatte mich wirklich vermisst und das merkte man.
Es war für mich schon rührend wie er auf mir lag. Er schien meine Anwesenheit zu genießen und dachte gar nicht dran, mich wieder gehen zu lassen.
Ständig drehte er sich zu mir und lächelte mir entgegen. Ihm schien es besser zu gehen, und das war für mich das Wichtigste.

Ich blieb nur eine Stunde. Eigentlich wollte ich sogar früher gehen, aber wir vergaßen die Zeit und ich verpasste den richtigen Bus.
Bevor ich ging bzw bevor er mich gehen ließ und sich aufrichtete sagte er:
Danke, dass du gekommen bist
-Gerngeschehen, hauptsache dir geht es wieder besser :)
Du bist toll.
-Für was hat man denn Freunde?

Wir umarmten uns nochmal lange und ich verließ sein kleines Häusschen.

Wir vereinbarten, dass wir uns am Dienstag nochmal sehen.
__________________________________________________________________

Es tat gut zu wissen, dass man als Freund irgendwie helfen kann.
Wenn ich mich im Leben irgendwie nützlich erweisen kann.
Jan sagte, er habe seit einer Woche Lust auf nichts, er sei motivationslos und würde in eine Art Routine reinrutschen, die ihn aussaugt.
Das einzige, worauf er Lust hätte, wäre sein Breakdance-Training und mit mir zu sprechen.
Ich fühle mich schon fast geehrt, wenn er so etwas sagt, wobei ich nicht genau weiß, wieso er eigentlich mit mir reden will. Er hätte tausend andere Menschen/ Mädchen, denen er sein Leben darlegen könnte. Und trotzdem öffnet er sich nur mir (soweit ich weiß).
Ich hoffe, er weiß, wie sehr ich ihn als Freund schätze und wirklich immer für ihn da bin, wenn es ihm schlecht geht.

Donnerstag, 22. September 2011

Fehler

Herbstwetter.
Der Himmel ist hellblau und befüllt mit üppigen, grau-weißen Wolken. Ab und an lassen die Wattehaufen ein paar herbstlich goldene Sonnenstrahlen hindurch.
Als ich heute aus dem Fenster schaute, entdeckte ich die ersten gelben Blätter an einem Baum in der Nähe der Schule. Das satte Gelb strahlte eine nostalgische Wärme aus und ich bin seit jenem Moment in einer richtigen Endjahresstimmung.
Endjahresstimmung bedeutet Weihnachtsstimmung. Ich weiß, ein merkwürdiger Sprung, aber ich hätte jetzt einfach Lust mit einem Mantel und unendlich langem Wollschal durch die Stadt zu hetzten, auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken und in jedem Geschäft die gleichen, jedes Jahr wiederkehrenden Weihnachtssongs mitzuträllern, während ein herrlicher kalter Glühweinduft in der Lust schwebt und jede Fassade mit Lichtern und Weihnachtsbäumen geschmückt ist.
Schöne Vorstellung, aber es dauert wohl noch eine Weile, bis der erste Schnee fällt.

Gestern hatte meine ehemals beste Freundin Geburtstag. Trotz allen Vorfällen der letzten Jahre (viel zu lange Geschichte um sie zu erzählen, um sie zusammenzufassen: Wir haben uns entfremdet) habe ich, wie auch sämtliche Jahre zuvor, ihr pünktlich zum Geburtstag ein Päckchen besorgt.
Als ich sie sah, bemerkte ich, dass ich nicht die Einzige war, die sie beschenken wollte. Sie hatte bereits zwei Tütchen und eine andere Box in der Hand und ich drückte ihr meine unbedeutende Box in die vollen Hände. Sie öffnete sie und freute sich.
Sie muss wahrscheinlich sehr glücklich gewesen sein, dass sogut wie jeder in ihrem Freundeskreis ihr ein kleines Present vorbei gebracht hat.
Für einen winzigen Moment war ich von einer unedlich tiefen Trauer heimgesucht worden, als mir plötzlich bewusste wurde, dass die Menschen um sie herum, die einst auch zu meinem engeren Freundeskreis angehörten, meinen Geburtstag nie so ernst nahmen. Es war seit Jahren so, dass mindestens zwei von ihnen diesen Tag vergaßen, oder nur halbherzig gratulierten (indirekt über eine Nachricht auf facebook oder eine SMS).
Ich habe Tage, Wochen und Monate damit verbracht enttäuscht und traurig zu sein. Ich verstand nicht, wieso sie nicht sahen, wie wichtig mir eine klitzkleine Geste an diesem einen Tag war, und auch nicht, wieso dieselben Personen sich gegenüber anderen so anders vehielten.
Letztendlich wusste ich, dass Ich allein an dieser Entwicklung Schuld war. Verzweifelt suchte ich aber nach der genauen Ursache; War ich nicht nett genug? Nicht fürsorglich genug? Vielleicht zu aufdringlich? Nicht so wichtig wie manch anderer?
Ich stellte mir selbst die absurdesten Unterstellungen und machte mir schlimme Vorwürfe, im Glauben, dass ich mich dadurch so ändern könnte, dass man mich mehr beachtet und als Freund schätzt.

Natürlich habe ich es bin heute kaum geschafft mein essentielles Wesen zu verändern. Sicherlich habe ich mich verändert, aber anscheinend immer moch nicht genug für meine Mitmenschen.

Ich sah sie also an, wie sie strahlte, als sie die CD von Kings of Convenience auspackte (meine absolute Lieblingsband) und versuchte an ihrer Freude teilzuhaben.
Ich drehte mich danach um und versuchte nicht an die Geschenke zu denken, die sie im Laufe des Tages noch von Menschen erhalten sollte.

Nicht, dass man mich hier missversteht.
Ich bin kein materieller Mensch und ich halte nichts von überteuerten Geschenken.
Auch geht es mir gar nicht darum, etwas in den Händen zu halten.
Es geht mir bei all diesen Presenten um die Geste, dass man nicht vergessen wurde.
Manchmal versinke ich in einem tiefen Loch der Frustration und Depression, weil ich plötzlich feststelle, dass es kaum Menschen in meiner Umgebung gibt, die so oft an mich denken, wie ich tatsächlich an sie. Aber was verlange ich da ?
Ein Freund ist für mich der, der zeigt, dass er mich als Mensch schätzt. Ob er das zeigt, indem er meinen Geburtstag nicht vergisst, oder sich ab und an mal meldet oder mich überrascht ist so ziemlich egal.
Das erklärt auch, weswegen meine Geschenke an materiellem Wert gesehen keinen hohen besitzen. Den größten Teil erstelle ich selbst, wobei das Schönste an meinen Geschenken immer die Karte ist, die ich immer Tage vorher erstellt habe. Sie macht den persönlichsten Teil aus, denn keine gleicht der anderen. Die restlichen Dinge sind so zusammengelegt worden, dass sie irgendeine kleine Geschichte erzählen. Sei es eine Erinnerung an die guten alten Zeiten oder eine Anspielung auf etwas sehr Lustiges.

Ich habe nie erwartet, dass man an mich denkt. Gut, von der ehemals besten Freundin, die gestern Geburtstag hatte, habe ich es immer erhofft, und vergessen hat sie mich noch nie.
Sie war und ist jedoch eine der wenigen, die meinen Geburtstag nicht aus dem Auge verlieren.
Es ist stiller geworden um uns. Es muss ein halbes Jahr oder gar länger her sein, dass wir wirklich etwas unternommen haben.
Sie hat inzwischen andere engere Freundinnen, denen sie ihre Fürsorglichkeit teilt. Ich spiele in ihrem Leben schon lange keine bedeutende Rolle mehr.
Manchmal wünschte ich, dass wir uns immer noch verstünden. Ich bin nach wie vor dieselbe. Gut, vielleicht kann man mir nicht bis zum Hahnenschrei saufen, und rauchen tue ich auch nicht, an Party ist also nicht zu denken, aber für den Rest bin ich zu haben. Ich vermisse die Spaziergänge mit ihr im Wald, wo sie sich aussprechen konnte, die Abende, an dem ich auf ihrer Couch saß und wir geschwiegen haben oder wir zur Dämmerung an ihrem Teich saßen.
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Seit diese Freundschaft quasi zerbrochen ist, sind für mich die Begriffe Vergänglichkeit und Resignation erst richtig bewusst geworden.
Ich habe nun akzeptiert, dass wir eine schöne Zeit hatten und diese nun rum ist.
Ich habe auch akzeptiert, dass die Menschen, mit denen sie nun verkehrt, ganz anders sind als ich.
Und ich habe begriffen, dass es überhaupt nichts bringt, solchen Zeiten und Menschen hinterher zu heulen.

Ich bin nicht auf der Suche nach einem neuen besten Freund. Manchmal wünschte ich mir ein Ohr, das immer da ist, wenn es wieder aus mir heraussprudeln muss. Ich bin mir sicher, dass ich den guten Freunden im Leben noch begegnen werde.
Menschen, denen ich also neu begegne bin ich offen genug um zu sehen, ob sie es Wert wären weiter Kontakt zu halten und verschlossen genug, um nicht noch ein weiteres Mal enttäuscht zu werden.
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In letzter Zeit schaffe ich es nicht, die Tränen zu unterdrücken.
Gestern Nacht habe ich die Decke über meinen Kopf gezogen und leise die Tränen kullern lassen.
Der Grund war meine Mutter. Irgendwie tat es weh zu sehen, dass meine eigene Mutter mir nichts zutraut. Selbst von den einfachsten Dingen ist sie der festen Überzeugung, dass es bei mir schief geht, weswegen ich es gar nicht erst probieren sollte.
Dabei probiere ich sehr gerne, und sobald sie mal aus dem Haus ist, beginnt für mich eine ruhige Phase, in der ich ihr zeigen kann, dass ich es doch kann.
Schließlich findet sie doch noch einen Fehler, den sie dann mit ihrer Moralpredigt wieder so groß macht, dass ich mich letztendlich wieder unfähig fühle.
Wer weiß, vielleicht ist ihre Haltung ein Grund, weswegen ich sehr stark an mir selbst zweifle und ab und an Minderwertigkeitskomplexe habe.
Selbst wenn ich eine Sache mal 'gut' gemacht habe, gibt es kein befreiendes Lob, sondern wieder Kritik. Sie schafft es immer wieder die ganze Situation so hinzudrehen, dass es schlecht ist.
Ich habe nichts gegen Krititk. So kann ich mich natürlich bessern.
Aber wenn man ein ganzes Leben lang kiritisiert und auf gut Deutsch runtergemacht wird, und nie ein Lob erhält, fühlt man sich einfach nur noch überflüssig.

Warum bin ich eigentlich da?
Wenn ich vergessen werde und als Fehler angesehen werde?

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