Komisch 2
Gestern Abend rief Jan ganz unerwartet an.
Ich war sehr überrascht, aber irgendwie dominierte die Überraschungsfreude in jenem Moment über die Skepsis an seinem plötzlichen Sinneswandel. Ich meine, nachdem ich ihn als gemein und blöd beschimpft hatte, hatte er sich nicht mehr zu Wort gemeldet...
Sein heiteres "Hey" erklang wie eine lang nicht mehr gehörte Melodie in meinem Ohr und ich hatte sicherlich gestrahlt.
Unser Telefonat dauerte fast eine Stunde, ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, weswegen er angerfuen hat, aber das ist doch egal. Er hat angerufen.
Zunächst fragte er mich etwas über Gedichtsinterpretationen und wollte wissen, wie ich denn an ein Gedicht ran gehe. Er würde morgen (also heute) eine Deutschklausur schreiben und bräuchte meine Hilfe, da ich angeblich so gut in Deutsch wäre (naja eine 10 in Gedichtsinterpretation ist nicht schlecht, oder?).
Für einen Moment wurde also diese Freude eingerissen, weil ich die bevorstehende Klausur als Anrufgrund vermutete.
Nachdem er aber so langsam vom Thema abdriftete und noch andere Fragen stellte, war diese Skepsis verflogen.
Jan fragte plötzlich, ob ich nicht Lust hätte mit ihm nach Düsseldorf zu fahren.
Ist das eine Fangfrage? Natürlich hätte ich Lust! Die Frage war nur, wie kämen wir dahin und wann wäre dieser kleine Trip ins Grüne und genau das konnte er mir nicht sagen. Jedesmal, wenn ich ihm sagen muss Mal schauen, ob ich Zeit habe, habe ich immer Angst, dass er enttäuscht oder gar traurig sein könnte. Als ich ihm gestern am Telefon sagte, ich könnte erst Genaueres sagen, wenn Datum und Personen feststehen wurde er auf einmal leiser.
Habe ich mir das nur eingebildet?
Ich würde sehr gerne mit ihm eine Städtereise machen, und wenn es in meiner Situation nicht so schwer wäre, hätte ich sofort zugesagt. Ich hoffe er weiß das.
Als nächstes fragte er mich, ob ich nicht für seine Tanzcrew Kleider entwerfen wolle. Meine letzten Entwürfe, die ich meinem Bruder zu Liebe gemacht habe, da er und Jan in derselben Gruppe tanzen, seien anscheinend gut angekommen und sie hätten vor sich als Modelabel durchsetzen zu wollen.
Interessante Sache, für mich klingt das zwar ein wenig größenwahnsinnig aber ich zeichne gerne, von daher versprach ich ihm 50 neue Vorschläge für T-Shirts, Pullover und sonstigem Kram bis in zwei Wochen auf den Tisch zu legen. Ich wäre nur froh, wenn ich für meine Arbeit in irgendeiner Form honoriert werde. Am meisten würde ich mich natürlich darüber freuen, eines Tages mein eigens entworfenes Kleidungsstück in den Händen zu halten.
Zum Ende des Gespräches hin lachten wir nur noch. Jan hatte eine irrsinnige Idee für einen Männerpullover, den er mir übers Telefon versucht hat darzustellen. Und das was ich vor meinem geistigen Auge gesehen habe, sah alles andere als Männlich aus. Er ist jedoch der festen Überzeugung, dass solch ein 'leicht weiblicher' Pullover DIE Marktlücke sei und setzt sich, aus Protest meiner Lächerlickeit gegenüber dieser genialen Ide,e bald an die Nähmaschine, um sich diesen Pullover zu nähen.
Das will ich sehen.
Bevor ich auflegte erzählte er mir noch eine urkomische Geschichte eines Freundes, mit dem ich mich auch gut verstehe. Dieser Freund habe in einer Französischklausur vor Jahren folgende Aufgabenstellung erhalten: Fait un portrait de la famille Delacroix
Familie Delacroix war die Familie, um die es in dem damalige Französischbuch ging, das seine Klasse in dem Jahr hatte.
Nun, hier war natürlich eine Charakterisierung oder Ähnliches verlangt; unser kreativer Freund aber stürzte sich mit Bleistift gerüstet auf sein Arbeitsheft und ...fertigte tatsächlich ein Porträt der Familie Delacroix an - wortwörtlich.
Seine aboslut geniale Zeichnung, die ich mir noch ansehen muss eines Tages- hat ihm natürlich nicht zur Bestnote verholfen - im Gegenteil. Aber für die Kreative Umsetzung der Aufgabe hätte ich ihm eine 1 + gegeben. Sowas muss man sich auch mal trauen.
Ich verabschiedete mich von Jan, da ich merkte, dass es allmählich spät wurde und ich, wenn ich morgens in der ersten Stunde in der Schule noch ansprechbar sein wollte, meinem kostbaren Schlaf nachgehen sollte.
Ich wünschte ihm eine Gute Nacht und viel Glück bei der Deutschklausur und entschuldigte mich, dass ich ihn wahrscheinlich mehr verwirrt als geholfen habe.
Er antwortete: Gute Nacht, mein....., aber die letzten Worte hatte ich nicht verstanden. Ich würde zu gerne wissen, wie er mich genannt hat.
__________________________________________________________________
Als ich den auflegte war ich zufrieden und irgendwie erleichtert. Ich hatte Angst, dass Jan beschlossen hätte, dass unsere Freundschaft sinnlos und lästig ist.
Als ich zurück in mein Zimmer ging schlug meine kindliche Freude wieder in Skepsis um.
Es war für mich immer noch ein Rätsel, weswegen er ausgrechnet gestern anrief.
Ich hatte mich gestern Mittag erst beschwert, dass er so unnahbar und kalt wirkte... und am selben Abend ruft Jan an.
Vielleicht war es kein reiner Zufall, dass er genau am selben Tag noch anruft, nachdem ich über ihn gebloggt hatte...
Weiß er von meinem Blog? So raffiniert ist er doch gar nicht um wie ein Besessener nach dieser Seite zu suchen. Oder vielleicht doch?
Sicherlich war es wieder Ironie des Schicksals. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ichmich über seine Abwesenheit beschwere und klage und er sich ein paar Stunden später irgendwie meldet.
Jan ist schon komisch.
Ich war sehr überrascht, aber irgendwie dominierte die Überraschungsfreude in jenem Moment über die Skepsis an seinem plötzlichen Sinneswandel. Ich meine, nachdem ich ihn als gemein und blöd beschimpft hatte, hatte er sich nicht mehr zu Wort gemeldet...
Sein heiteres "Hey" erklang wie eine lang nicht mehr gehörte Melodie in meinem Ohr und ich hatte sicherlich gestrahlt.
Unser Telefonat dauerte fast eine Stunde, ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, weswegen er angerfuen hat, aber das ist doch egal. Er hat angerufen.
Zunächst fragte er mich etwas über Gedichtsinterpretationen und wollte wissen, wie ich denn an ein Gedicht ran gehe. Er würde morgen (also heute) eine Deutschklausur schreiben und bräuchte meine Hilfe, da ich angeblich so gut in Deutsch wäre (naja eine 10 in Gedichtsinterpretation ist nicht schlecht, oder?).
Für einen Moment wurde also diese Freude eingerissen, weil ich die bevorstehende Klausur als Anrufgrund vermutete.
Nachdem er aber so langsam vom Thema abdriftete und noch andere Fragen stellte, war diese Skepsis verflogen.
Jan fragte plötzlich, ob ich nicht Lust hätte mit ihm nach Düsseldorf zu fahren.
Ist das eine Fangfrage? Natürlich hätte ich Lust! Die Frage war nur, wie kämen wir dahin und wann wäre dieser kleine Trip ins Grüne und genau das konnte er mir nicht sagen. Jedesmal, wenn ich ihm sagen muss Mal schauen, ob ich Zeit habe, habe ich immer Angst, dass er enttäuscht oder gar traurig sein könnte. Als ich ihm gestern am Telefon sagte, ich könnte erst Genaueres sagen, wenn Datum und Personen feststehen wurde er auf einmal leiser.
Habe ich mir das nur eingebildet?
Ich würde sehr gerne mit ihm eine Städtereise machen, und wenn es in meiner Situation nicht so schwer wäre, hätte ich sofort zugesagt. Ich hoffe er weiß das.
Als nächstes fragte er mich, ob ich nicht für seine Tanzcrew Kleider entwerfen wolle. Meine letzten Entwürfe, die ich meinem Bruder zu Liebe gemacht habe, da er und Jan in derselben Gruppe tanzen, seien anscheinend gut angekommen und sie hätten vor sich als Modelabel durchsetzen zu wollen.
Interessante Sache, für mich klingt das zwar ein wenig größenwahnsinnig aber ich zeichne gerne, von daher versprach ich ihm 50 neue Vorschläge für T-Shirts, Pullover und sonstigem Kram bis in zwei Wochen auf den Tisch zu legen. Ich wäre nur froh, wenn ich für meine Arbeit in irgendeiner Form honoriert werde. Am meisten würde ich mich natürlich darüber freuen, eines Tages mein eigens entworfenes Kleidungsstück in den Händen zu halten.
Zum Ende des Gespräches hin lachten wir nur noch. Jan hatte eine irrsinnige Idee für einen Männerpullover, den er mir übers Telefon versucht hat darzustellen. Und das was ich vor meinem geistigen Auge gesehen habe, sah alles andere als Männlich aus. Er ist jedoch der festen Überzeugung, dass solch ein 'leicht weiblicher' Pullover DIE Marktlücke sei und setzt sich, aus Protest meiner Lächerlickeit gegenüber dieser genialen Ide,e bald an die Nähmaschine, um sich diesen Pullover zu nähen.
Das will ich sehen.
Bevor ich auflegte erzählte er mir noch eine urkomische Geschichte eines Freundes, mit dem ich mich auch gut verstehe. Dieser Freund habe in einer Französischklausur vor Jahren folgende Aufgabenstellung erhalten: Fait un portrait de la famille Delacroix
Familie Delacroix war die Familie, um die es in dem damalige Französischbuch ging, das seine Klasse in dem Jahr hatte.
Nun, hier war natürlich eine Charakterisierung oder Ähnliches verlangt; unser kreativer Freund aber stürzte sich mit Bleistift gerüstet auf sein Arbeitsheft und ...fertigte tatsächlich ein Porträt der Familie Delacroix an - wortwörtlich.
Seine aboslut geniale Zeichnung, die ich mir noch ansehen muss eines Tages- hat ihm natürlich nicht zur Bestnote verholfen - im Gegenteil. Aber für die Kreative Umsetzung der Aufgabe hätte ich ihm eine 1 + gegeben. Sowas muss man sich auch mal trauen.
Ich verabschiedete mich von Jan, da ich merkte, dass es allmählich spät wurde und ich, wenn ich morgens in der ersten Stunde in der Schule noch ansprechbar sein wollte, meinem kostbaren Schlaf nachgehen sollte.
Ich wünschte ihm eine Gute Nacht und viel Glück bei der Deutschklausur und entschuldigte mich, dass ich ihn wahrscheinlich mehr verwirrt als geholfen habe.
Er antwortete: Gute Nacht, mein....., aber die letzten Worte hatte ich nicht verstanden. Ich würde zu gerne wissen, wie er mich genannt hat.
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Als ich den auflegte war ich zufrieden und irgendwie erleichtert. Ich hatte Angst, dass Jan beschlossen hätte, dass unsere Freundschaft sinnlos und lästig ist.
Als ich zurück in mein Zimmer ging schlug meine kindliche Freude wieder in Skepsis um.
Es war für mich immer noch ein Rätsel, weswegen er ausgrechnet gestern anrief.
Ich hatte mich gestern Mittag erst beschwert, dass er so unnahbar und kalt wirkte... und am selben Abend ruft Jan an.
Vielleicht war es kein reiner Zufall, dass er genau am selben Tag noch anruft, nachdem ich über ihn gebloggt hatte...
Weiß er von meinem Blog? So raffiniert ist er doch gar nicht um wie ein Besessener nach dieser Seite zu suchen. Oder vielleicht doch?
Sicherlich war es wieder Ironie des Schicksals. Wäre ja nicht das erste Mal, dass ichmich über seine Abwesenheit beschwere und klage und er sich ein paar Stunden später irgendwie meldet.
Jan ist schon komisch.
Confussel - 20. Sep, 16:55