Samstag, 24. September 2011

...

Endlich Wochenende.
Diese Woche hat sich wirklich gezogen und ich bin froh, dass ich jetzt wieder zwei Tage für mich habe.
Ich sitze gerade auf dem Bett und höre entspannte Samstag-morgen Musik. Das Wetter ist herrlich, überall an den Wänden strahlt das gelb der Herbstsonne (jetzt offiziell) in kleinen, unregelmäßigen geometrischen Formen.
Ich bin heute alleine zu Hause und genieße die Stille.
Meine Eltern sind beide beruflich unterwegs und es ist ruhig in der Wohnung. Mir fehlen diese Tage sehr oft, Tage, an denen ich einfach ungestört nichts tun kann, ohne gleich gestört zu werden.

Gestern Abend war ich mit meinem Freund im Kino. Wir haben uns den neuen Woody Allen Film Midnight in Paris angesehen.
Absolut fantastisch, ich kann ihn nur weiterempfehlen, besonders für diejenigen, die Kunst und gute Literatur zu schätzen wissen.
Das 'Leitmotiv' des Films war die Verdrängung der eigenen Gegenwart und Flucht in die Vergangenheit. Gil, Protagonist, glaubte, er wäre in den Paris, der goldenen 20ern besser aufgehoben und reist durch einen nächtlichen Spaziergang in diese Zeit zurück.
Ich habe mich in der Hauptrolle manchmal wieder erkannt.
Ich halte gerne an der Vergangenheit fest und wünschte mir desöfteren, dass ich die Zeit zurückdrehen könnte um einiges ungeschehen zu machen.
Natürlich geht das nicht, und egal wie oft ich mich bemühe, jetzt alles richtig zu machen, damit ich es in ein paar Jahren nicht bereuen muss, es will einfach nicht funktionieren.
Es gibt schon Wörter, die ich sofort bereue, sobald sie mein Mundwerk verlassen.
So eine Zeitmaschine müsste es geben.

Auf dem nach Hause Weg rief wieder unerwartet Jan an.
Okay, ganz so unerwartet war es nicht.. Ich hatte damit gerechnet, dass er sich irgendwie noch vor dem Samstagmorgen melden würde, da er eigentlich schon fast versprochen hatte, etwas mit mir zu unternehmen.
Das war allerdings vor einer Woche und ehrlich gesagt war ich mir immer noch nicht hundert prozentig sicher, ob sich seine Laune jetzt wieder verändert hat oder nicht.
Schnell eine kurze Nachricht auf facebook (was machen wir nur ohne facebook?) und warten.
Warten und warten und warten und warten und warten und warten und warten und warten...

Natürlich hat er mir auf diese Nachricht - wie auf auf die letzten 5 - nicht geantwortet.
Eigentlich weiß er, dass ich es hasse, wenn man meine Nachrichten nicht wenigstens versucht zu beantworten.. und seine Ausrede, von wegen Du schreibst immer so tolle Texte, ich bekäme noch nicht einmal einen halb so guten hin zählt nicht. Die macht es allerhöchstens schlimmer.
Die Nachricht war am Donnerstagabend. Bis zum Samstag hätte er also Zeit gehabt um mal Bescheid zu geben.
Freitagnachts rief er an.
Er fragte mich, ob ich am Samstag etwas machen wollte.
Ja, ne, deswegen schreibe ich dir auch so viele Nachrichten. Klar, wieso nicht. Ich könnte aber nur ein paar Stunden am Mittag, weil ich nachmittags mit einer Freundin verabreder bin, die am nächsten Tag wegzieht.
Er sagt, dann habe es keinen Sinn, zu wenig Zeit und meine Freundin wäre wichtiger. Das die Freundin ist wichtiger, klang stark nach einer Behauptung, die sofort wiederlegt werden wollte.
Er wollte mit mir in einen Japanischen Garten fahren.
Nein, sage ich, das stimmt nicht, nur zieht sie weg und ich dachte die paar Stunden am Morgen/Mittag würden genügen.
Er könne nicht am Morgen, sagt er, da er zu seiner Großmutter fährt.
Ich bedauere das. (Ehrlich gesagt habe ich mich so gefreut ihn wieder zu sehen, weil er mir die Woche echt gefehlt hat)
Er beendet plötzlich das Gespräch mit den Worten : Ich bin depressiv.
Was?, frage ich ihn,
er sagt, ich habe ihn schon richtig verstanden. Ich frage ihn, was los sei, er meinte, er erzähle es mir später, ich verlange von ihm, dass er es sofort erzählt, er behauptet, er sei unterwegs mit Freunden, ich bin überrascht und lege auf, nachdem ich ihm noch einen schönen Abend wünsche.

Es tat schon fast weh, als ich ihm absagen musste. Wir wollte beide unbedingt in diesen japanischen Garten, aber ich konnte einfach nicht. Dieses Mal hatte meine Freundin und ihr letzter Tag hier Vorrang.
Das mit dem Garten hat noch Zeit, mehr bedauere ich, dass ich noch eine weitere Woche warten muss, bis ich ihn sehen kann.
Das allerschlimmste ist immer noch, dass ich weiß, dass es ihm schlecht geht und ich absolut nichts dagegen tun kann.
Ich würde ihn genau jetzt gerne aunrufen... aber so wie ich ihn kenne, schläft er noch und nach der Nacht gestern, wird er erst mal seinen Rausch ausschlafen wollen. Ihn jetzt zu wecken, wäre sicherlich lebensgefährlich, seine Laune wäre alles andere als toll.
Ich warte noch einen Stunde, dann rufe ich an. Hoffentlich ist er da nicht schon bei seiner Großmutter.

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Okay, der Tag ist nun rum, und er verlief ein wenig anders, als erwartet.
Ich rief Jan an und weckte ihn dennoch aus dem Schlaf, obwohl ich so lange gewartet hatte. Er klang ziemlich geschächt und todmüde... es verstärkte meine Sorge um ihn. Es klang auch so, als würde er nicht unbedingt mit jemanden, und vor allem nicht mit meiner Wenigkeit reden wollen.
Ich frage ihn also, was los sei, worauf er sofort antwortet, die gestrige Nacht sei der absolute Horror gewesen. Nie wieder würde er so etwas wiederholen.
Er war mit einigen Jungs in einem Club und hat sich, wie schon lange nicht mehr richtig betrunken.

Es ist etwas ganz schlimmes passiert.
Was denn?
Ich habe meinen Schwur gebrochen.
Welchen denn? ( Ich hatte schon langsam Panik, dass er irgendein Mädchen geschwängert hätte oder Sonstiges.)
Ich habe geraucht.
Ehm.. Okay. Was soll ich dazu sagen, Jan? Es ist deine Lunge.
Magst du Wasser?
Ehm.. da ich als Mensch zu mindestens 70 % aus Wasser bestehe: Ja. Wieso fragst du?
Naja, wenn du ja gesagt hättest, dann würdest du zu 80 % auf mich stehen, da ich zu 80% aus Wasser bestehe.
Ja ich mag Wasser.
(Lacht).)
Sicher, dass du nicht weiter schlafen möchtest? Du klingst wirklich sehr müde...
Aber dann müsste ich auflegen, und das will ich nicht.
Dein Schlaf ist wichtiger.
Ich will aber deine Stimme hören. Wenn du mich in den Schlaf singen könntest,...
Nein, auf gar keinen Fall.
Naja, ich wollte dich wirklich lassen, wenn du in einer Stunde noch vorbeikommen solltest.
Okay.
Dann wünsche ich dir guten Schlaf.
Danke.
Ich hoffe danach fühlst du dich besser.
Du kannst mir dabei helfen.
Und wie?
Indem du einfach da bist.
Ich bin immer für dich da.
Das ist soooooo süß.

Er wirkte auf einmal sehr zerbrechlich.
Als wäre irgendwas in ihm kaputt gegangen. Zudem sagte er immer, er leide wieder an einem Burnout-Syndrom. Ich kenne mich zwar nicht mit diesen Syndromen aus, aber ich glaube kaum, dass ein so junger Mann an so etwas leiden kann. Zumal Jan eigentlich sehr launisch ist. Eigentlich kommt es bei ihm nur auf die richtige Gesellschaft an. Mit einigen Menschen albert er den ganzen Tag herum, mit anderen ist er eher tiefgründig und wehmütig und mit nächsten widerum ist er ernst.
Als ich seine schwache und leise Stimme hörte, wollte ich nur noch zu ihm. Es schmerzte mich, zu wissen, dass es ihm alles andere als gut ging.
Seine Bitte, mich heute noch zu sehen lang wirklich verzweifelt... ich konnte jedoch unmöglich gehen, als schlug ich ihm vor einfach kurz bei mir vorbeizukommen, damit wir ein wenig reden könnten.
Er meinte jedoch, er könnte kein Auto fahren, da er noch nicht den ganzen Alkohol abgebaut hat. Nicht genug Schlaf. Sowas spürt man.
Trotzdem würde er es versuchen.

Nach einer Stunde rief er mich an.
Er würde es nicht schaffen, trotz dieser Stunde Schlaf sei er immer noch nicht ganz nüchtern.

Was machst du noch heute Abend?
Naja, wie gesagt bin ich bei dieser Freundin.. danach gehe ich wieder nach Hause.
Hast du danach noch Zeit?
Ehm, kommt drauf an, für was?
Ich will dich einfach sehen. Aber dann ist es schon zu spät oder?
Ja... wäre es.
Ich vermisse dich, aber.. wenn es nicht geht, dann gehts nicht.
Hm.

Ich schaue auf die Uhr und sehe, dass ich noch ungefähr zwei Stunden Zeit habe, bis ich die Freundin treffe.

Wenn du nicht zu mir kommen kannst, dann komme ich eben zu dir.
Wie jetzt?
Ich komme einfach zu dir.
Aber der Weg... du musst dir doch keine Umstände machen.
Achwas, das mache ich doch gerne.. Ich schaue mal nach Bussen...
Okay, das ist so lieb von dir. Bis gleich.
Bis dann.


Ich steige in den nächsten Bus und fahre also zu ihm. Bei ihm angekommen treffe ich auf seine Mutter, die auf der Terasse sitzt und Jans kleinem Halbbruder.
Sie ist sichtlich überrascht aber lächelt mich an, als würde sie sich freuen mich nach einiger Zeit wieder zu sehen.
Ich führe ein kleines Gespräch mit ihr und fasse die kleinen Händchen des Babys an.
Schließlich überquere ich den Garten um zu Jans Haus zu kommen.

Als ich die Tür aufmachte, sah ich ihn bereits mit seinem Pyjama auf dem Bürostuhl sitzen. Er war nicht gestylt - ich sah ihn zum ersten Mal ungegelt - und lächelte mir entgegen. Ich drückte ihn zur Begrüßung und er wollte mich gar nicht mehr loslassen.
Danke, dass du gekommen bist, wirklich, das ist so lieb von dir.
Klar, mache ich doch gerne.
Du bist die Beste. Das tut so gut.

Er war schon süß, so anhänglich er war. Ich setzte mich auf seine Couch und wartete, bis er seinen Computer herunterfuhr. Er setzte sich anschließend neben mich und streckt sich so aus, dass er schließlich wieder lag. die Trägheit lag ihm aufs Gesicht geschrieben. Er legte sich auf meinen Schoß und wir sprachen über den vergangenen Abend.
Er hatte mich wirklich vermisst und das merkte man.
Es war für mich schon rührend wie er auf mir lag. Er schien meine Anwesenheit zu genießen und dachte gar nicht dran, mich wieder gehen zu lassen.
Ständig drehte er sich zu mir und lächelte mir entgegen. Ihm schien es besser zu gehen, und das war für mich das Wichtigste.

Ich blieb nur eine Stunde. Eigentlich wollte ich sogar früher gehen, aber wir vergaßen die Zeit und ich verpasste den richtigen Bus.
Bevor ich ging bzw bevor er mich gehen ließ und sich aufrichtete sagte er:
Danke, dass du gekommen bist
-Gerngeschehen, hauptsache dir geht es wieder besser :)
Du bist toll.
-Für was hat man denn Freunde?

Wir umarmten uns nochmal lange und ich verließ sein kleines Häusschen.

Wir vereinbarten, dass wir uns am Dienstag nochmal sehen.
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Es tat gut zu wissen, dass man als Freund irgendwie helfen kann.
Wenn ich mich im Leben irgendwie nützlich erweisen kann.
Jan sagte, er habe seit einer Woche Lust auf nichts, er sei motivationslos und würde in eine Art Routine reinrutschen, die ihn aussaugt.
Das einzige, worauf er Lust hätte, wäre sein Breakdance-Training und mit mir zu sprechen.
Ich fühle mich schon fast geehrt, wenn er so etwas sagt, wobei ich nicht genau weiß, wieso er eigentlich mit mir reden will. Er hätte tausend andere Menschen/ Mädchen, denen er sein Leben darlegen könnte. Und trotzdem öffnet er sich nur mir (soweit ich weiß).
Ich hoffe, er weiß, wie sehr ich ihn als Freund schätze und wirklich immer für ihn da bin, wenn es ihm schlecht geht.

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